Neues von den Märkten: Irren die Investoren?
08. Februar 2021
Während der Pandemie steigen die Aktienkurse auf breiter Front – Irren die Investoren?
Seit Jahresbeginn zeigen die globalen Aktienmärkte ein freundliches Bild. Im Widerspruch hierzu werden wir täglich mit Nachrichten über den fragwürdigen Fortschritt der Impfkampagne konfrontiert – und der Ausdruck „Lockdown“ ist fester Bestandteil der deutschen Sprache geworden. Dieses Szenario gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für die Mehrzahl der Länder Europas. Wie lässt sich der scheinbare Widerspruch hinsichtlich steigender Aktienkurse erklären?
Ein scheinbarer Widerspruch
Blicken wir über die europäischen Grenzen hinaus, so fällt auf, dass ostasiatische Länder die gravierendsten Auswirkungen der Pandemie hinlänglich eindämmen konnten. In Ländern wie China, Vietnam, Südkorea oder Taiwan hat sich mittlerweile wieder ein Wirtschafts- und Gesellschaftsleben etabliert, welches sogar weitgehend an Vor-Corona-Zeiten erinnert. Demzufolge liegt Chinas Wirtschaftswachstum etwa zwei Quartale vor dem der USA und Europas. China ist damit die „Lokomotive“ für die globale Wirtschaft. Dies ist nicht nur eine gute Nachricht für China, sondern auch für Ökonomien, die nennenswerten wirtschaftlichen Austausch mit China pflegen, wie Deutschland oder Japan. Daher beurteilen wir aus fundamentaler Sicht nicht nur die Aktienmärkte Chinas, sondern auch den deutschen Aktienmarkt positiv. Die diesjährige Entwicklung des DAX, der gerade erstmals die Marke von 14.000 Punkten durchbrochen hat, bestätigt diese Einschätzung. Wie an dieser Stelle des Öfteren betont, profitieren die Kapitalmärkte seit März 2020 von einer in der Geschichte der Notenbanken einmaligen Liquiditätszufuhr. Darüber hinaus werden auch Konjunkturprogramme in den USA und Europa aufgelegt, deren Volumina in neue Größenordnungen vorstoßen. In Kombination mit der global anspringenden Konjunktur sind dies exzellente Voraussetzungen für die Aktienmärkte.
Und wo liegen die Risiken?
Mit diesem Szenario im Hinterkopf sollten wir jedoch nicht vergessen, dass noch jede Börsenphase durch spezifische Risiken gekennzeichnet war. Wo also liegen die Risiken derzeit? Wenn wir davon ausgehen, dass die außerordentlich hohe Liquiditätszufuhr für die Kapitalmärke bis auf weiteres eine Konstante darstellen dürfte, so sind die Voraussetzungen für eine mögliche „Überhitzung“ des Aktienmarktes durchaus gegeben. Dies kann bedeuten, dass die Kursniveaus hinsichtlich der zu erwartenden Unternehmensgewinne unrealistisch hoch steigen. Darüber hinaus erhöht auch ein hohes Maß an sorglosem Optimismus das Risiko für Kursrückschläge. Welche der erwähnten Faktoren aber werden sich in den kommenden Monaten durchsetzen?
Die Aussichten
Sollte die Bekämpfung der Pandemie mit den zur Verfügung stehenden Maßnahmen ins Stocken geraten oder ein Übermaß an Optimismus der Anleger auftreten, ist mit größeren Schwankungen an den Aktienmärkten zu rechnen. Längerfristig ist jedoch das günstige geldpolitische Umfeld in Kombination mit globalem Wirtschaftswachstum entscheidend. Zudem werden die Anleger – selbst bei historisch hohen Bewertungen – Aktien gegenüber Anleihen mit Negativzinsen vorziehen.