Der Corona-Virus und die Aktienkurse – Teil 2
Kapitalmarktanalyse, Frankfurt am Main, 17.02.2020
Vor knapp drei Wochen äußerten wir uns an dieser Stelle zu der Frage, wie die Corona-Epidemie die Aktienkurse beeinflusst – und wir zeigten uns optimistisch. Mancher Leser wird dies ungläubig zur Kenntnis genommen haben.
Heute steht fest, die wesentlichen Aktienmärkte der USA und Europas haben seitdem neue historische Höchststände erklommen.
Dies mag erstaunen, und der Schluss liegt nahe, dass die Investoren leichtsinnig und unbekümmert sind. Die Erfahrung mit Aktienmärkten zeigt hingegen, dass wir es hier mit einem durchaus typischen Phänomen zu tun haben: Aktienmärkte unterliegen nicht den gleichen „Gesetzen“ wie die Konjunktur. Verantwortlich für den scheinbaren Widerspruch sind aktuell günstige geldpolitische Voraussetzungen, verbunden mit einem intakten Aufwärtstrend der Aktienmärkte.
Angesichts extrem niedriger und teils sogar negativer Renditen für internationale Staatsanleihen handeln die Anleger sogar rational, wenn sie Aktien mit attraktiven Dividendenrenditen kaufen.
Mit Blick auf den Corona-Virus ist dessen restriktive Auswirkung auf die chinesische Konjunktur mittlerweile als Tatsache zu betrachten. Ebenso wird das weltweite konjunkturelle Wachstum leiden, und einige Unternehmen, die stärker mit China verbunden sind, werden wahrscheinlich für das 1. Quartal 2020 enttäuschende Gewinne berichten.
Zur Unbekümmertheit besteht also kein Anlass, wenn auch entscheidende Rahmenbedingungen für die Aktienmärkte sehr günstig sind.
Mit freundlichen Grüßen
Karl-Heinrich Mengel, Vorstand