Trotz konjunktureller Risiken werden die Aktienkurse weiter steigen
Frankfurt am Main, 21.07.2020
Die globale Konjunktur wird sich kaum nachhaltig erholen, solange die Corona-Pandemie nicht mit medizinischen Mitteln zurückgedrängt werden kann. Die hiermit verbundene Unwägbarkeit macht eine Konjunkturerholung nach klassischem Muster nicht unbedingt wahrscheinlich.

Für die Aktien- und Anleihekurse bedeutet dies, dass die Kursbewegungen in den kommenden Monaten in erhöhtem Maße von der Geldpolitik und von der Stimmung der Investoren abhängen werden. Daher werden wir die entsprechenden Indikatoren mit besonderer Aufmerksamkeit beobachten.
Darüber hinaus werden Nachrichten zur Konjunktur eine Rolle spielen, soweit sie negative oder positive Überraschungen beinhalten. Die unangenehmsten Auswirkungen der Rezession dürften noch vor uns liegen, beispielsweise in Form von Firmeninsolvenzen und erhöhter Arbeitslosigkeit (letztere ist in den USA schon Realität). Jedoch sollten wir diesen skeptischen Ausblick nicht ohne weiteres auf die Kapitalmärkte übertragen. Wie wir in den vergangenen Monaten erlebt haben, aber auch schon während der Finanzkrise 2009, profitieren Aktien und Unternehmensanleihen von Stützungskäufen der Notenbanken erheblich, so dass die konjunkturbedingten Risiken für die Unternehmensgewinne tatsächlich in den Hintergrund treten können. In der derzeitigen Marktphase beobachten wir sogar ein für die Märkte besonders günstiges Phänomen, nämlich eine simultan expansive Geld- und Fiskalpolitik im internationalen Maßstab. Diese epochale Entwicklung hat sogar die in Deutschland früher gern beschworene „Schwarze Null“ des Bundeshaushalts schnell in Vergessenheit geraten lassen.
Die konjunkturellen Risiken sind also nicht unbedingt ein Hindernis für steigende Aktienkurse – im Gegenteil: Sie sind sogar Ursache für eine extrem expansive Geldpolitik und begünstigen so mittelbar die Nachfrage nach Aktien.
Mit freundlichen Grüßen
Karl-Heinrich Mengel
CIO Capitell AG