Aktuelle Kapitalmarkteinschätzung

Frankfurt a.M., März 2016

Analyse der internationalen Kapitalmärkte nach dem ernüchternden Jahresauftakt

Die kräftige Korrektur der Aktienkurse im DAX seit Jahresbeginn von zeitweise nahezu 20% hat viele Anleger überrascht und verunsichert. Ist der seit Ende der Finanzkrise gestartete Anstieg der Aktienmärkte damit zu Ende?

Welche Belastungsfaktoren sind der Auslöser der aktuellen Entwicklung und wie können mit einer besonnenen Anlagepolitik die Chancen, die derartige Situationen mit sich bringen, genutzt werden?

Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds haben ihre Wachstumserwartungen für die Weltwirtschaft deutlich nach unten revidiert. Die Wachstumslokomotive China schwächelt beim Umbau hin zu einer stärker dienstleistungsorientierten Wirtschaft. Rückläufige Investitionen sowie die Rückführung von US-Dollar Krediten schwächen die chinesische Währung und lösen damit Deflationsbefürchtungen aus. Gleichzeitig trifft der Absturz der Rohstoffpreise und insbesondere des Ölpreises um 75% in kurzer Zeit die rohstofforientierten Länder und Unternehmen hart. Staaten im Nahen Osten und Russland sind gezwungen ihre Ausgaben deutlich zu senken oder müssen auf ihre finanziellen Reserven zurückgreifen, um die entstandenen Haushaltsdefizite auszugleichen. In den USA steht der Öl- und Gassektor vor einer Pleitewelle. Dabei ist das „vom Ausfall“ bedrohte Volumen der ausstehenden Kredite und Anleihen deutlich geringer als das der Immobilienkrise im Jahr 2008.

Die Sorgen um China erscheinen uns überzogen. Der Stimmungsindikator des immer wichtiger werdenden Dienstleistungssektors signalisiert weiteres Wachstum, während die Industrie leicht schrumpft. Sollte sich aber tatsächlich eine stärkere Konjunkturabschwächung in China andeuten, verfügt die chinesische Notenbank über ein breites Spektrum an Möglichkeiten diese zu bekämpfen. Der starke Ölpreisrückgang wird bei Konjunkturpessimisten häufig mit einer schwachen weltwirtschaftlichen Entwicklung und einem damit einhergehenden Rückgang der Nachfrage gleichgesetzt. Da Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, ist diese Betrachtung zu eindimensional. Die Nachfrage nach Öl ist in den letzten Monaten sogar weiter gestiegen, allerdings wurde das Angebot nicht zuletzt wegen des Fracking Booms in den USA massiv ausgeweitet. Alles deutet darauf hin, dass ein Überangebot an Öl für den Preisverfall verantwortlich ist. Somit können aus unserer Sicht weder die Sorgen um China noch der starke Ölpreisrückgang die vorhandenen Rezessionsängste begründen. Gerade die Industrieländer sind aufgrund ihrer Position als Rohstoffimporteure ein großer Profiteur der niedrigen Energiepreise. Bereits in der Vergangenheit führte ein niedriger Ölpreis in diesen Ländern aufgrund von positiven Einkommens- und Vermögenseffekten zu einem deutlichen Wachstumsschub.

Wenn die fundamentalen Faktoren die Kursverluste nicht erklären können, was ist dann der Grund dafür? Das anerkannte Analysehaus „Sovereign Wealth Fund Institute“ konstatierte, dass die ungünstige Entwicklung der Rohstoffpreise das Anlageverhalten der Staatsfonds, die bisher als Käufer an den Kapitalmärkten aufgetreten sind, verändert hat. Diese staatlichen Fonds, deren Gesamtvermögen auf circa 7.000 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, müssen zur Stabilisierung der Staatshaushalte von ölexportierenden Ländern größere Aktien- und Anleihepakete verkaufen. Da diese Verkäufe aufgrund der dringend benötigten Finanzmittel nicht marktschonend ausgeführt werden, kommt es bei den betroffenen Aktien und Anleihen zu starken Kursverlusten. Verstärkend wirkt das Anlageverhalten von institutionellen Anlegern (z. B. Versicherungen, Pensionskassen), die mit genau definierten Risikovorgaben arbeiten. Ist das Risikobudget wie am Anfang dieses Jahres durch starke Kursverluste schnell aufgebraucht, müssen die Anlagen abgesichert oder veräußert werden. Hierbei spielen bei diesen Investoren die Bewertungen und die konjunkturellen Aussichten keine wesentliche Rolle.

An den Zinsmärkten müssen wir auf nicht absehbare Zeit mit niedrigen, wenn nicht gar negativen Renditen rechnen. Die Notenbanken begründen ihre Politik mit der Sorge vor Deflation, wo doch das Inflationsziel bei knapp unter 2% liege. Gleichzeitig wirken die niedrigen Refinanzierungskosten für die Unternehmen preisdämpfend. Der Verdacht, dass die Notenbanken vor allem den hochverschuldeten Staaten eine günstige Refinanzierungsmöglichkeit verschaffen wollen, erhärtet sich zunehmend. Die Gewinnentwicklung und -erwartung vieler Unternehmen erweist sich bislang als robust. Das wirtschaftliche Umfeld für substanz- und dividendenstarke Unternehmen dürfte demnach unterstützend bleiben. Es erscheint uns sinnvoll, Geduld zu bewahren und die Qualität der Anlagen in das Zentrum der Investitionsüberlegungen zu stellen.

Die aktuellen Rahmenbedingungen deuten für die Zukunft nicht nur bei Aktien auf stärkere Schwankungen an den Kapitalmärkten hin. Neben den deutlich fallenden Aktienkursen verzeichneten die festverzinslichen Wertpapiere eine divergente Entwicklung. Während die Kurse von deutschen Staatsanleihen trotz negativer Renditen – bis zum achten Laufzeitenjahr weisen diese Papiere eine negative Rendite aus – als Fluchthafen für besorgte Anleger weiter im Kurs zulegten, verloren Unternehmensanleihen an Wert. Es zeichnet sich ab, dass bei einem derartig niedrigen Zinsniveau die früher zu beobachtende Pufferwirkung von festverzinslichen Wertpapieren in der Vermögensallokation – fallende Aktienkurse wurden durch steigende Kurse der festverzinslichen Wertpapiere gedämpft – keinen ausreichenden Schutz mehr vor stärkenden Vermögensschwankungen bietet. Als Resultat lässt sich festhalten, dass eine angemessenen Rendite für Investoren erzielt werden kann, wenn diese einen ausreichenden Anlagehorizont mitbringen und mental in der Lage sind, die Schwankungen, denen auch Qualitätstitel unterliegen, zu ertragen.

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