Inflation und Zinsanstieg – Was bedeutet dies für Ihr Aktiendepot?
18. Mai 2021
Ein Kapitalmarktbericht von Karl-Heinrich Mengel
Kürzlich zeigten sich die Ökonomen überrascht von dem ungewohnt hohen Preisanstieg in den USA. Für den Monat April wurde eine Inflation von 4,2 % p.a. gemessen. Seit dem Jahr 2008 haben wir Inflationszahlen dieser Größenordnung nicht mehr erlebt.

Als Aktieninvestoren müssen wir uns nun fragen, wie solche Nachrichten einzuordnen sind und ob wir unsere Anlagestrategie an die offensichtlich veränderten Umstände anpassen müssen.
Letztere Frage ist eindeutig zu bejahen, da wir nicht zu jenem Teil der Investoren zählen, die in jeder Marktphasen den stets gleichen Anlagestil verfolgen. Unabhängig von der Tatsache, dass die Ökonomen die Dynamik einer Konjunkturerholung nach einer Rezession kaum exakt vorhersagen können und somit auch nicht unbedingt die damit verbundene Preisentwicklung, so besteht jedenfalls Gewissheit darüber, dass wir uns global auf einem nach oben gerichteten Wachstumspfad hinsichtlich des volkswirtschaftlichen Wachstums befinden.
Dass diese Gewissheit zunehmen würde, hatten wir bereits im vergangenen November konstatiert, als erstmals ein zuverlässiges Vakzin gegen das Corona-Virus vorgestellt wurde. Seitdem navigieren wir wieder in bekannten Gewässern, denn wir erleben im Gefolge einer schweren Rezession die zu erwartende Wirtschaftserholung. Hierzu gehören typischerweise steigende Wachstumsraten, steigende Unternehmensgewinne, mehr Zuversicht von Unternehmern und Verbrauchern und – nicht zuletzt – steigende Preise. Letzteres haben sich die Ökonomen und Notenbanken in den Jahren nach der Finanzkrise stets gewünscht. Hintergrund war die Befürchtung einer heraufziehenden Deflation, die schlimmstenfalls in eine desaströse Depression führen könnte, ein Risiko, welches in den Jahren nach der Finanzkrise 2008 / 2009 mit Recht als Bedrohung empfunden wurde.
Die aktuelle Konjunkturphase begünstigt Branchen, die während der Rezession im Jahr 2020 sowie insbesondere durch die Lockdown-Maßnahmen in höherem Maße gelitten haben. Branchen, die sehr exportorientiert sind, wurden darüber hinaus bereits vor der Corona-Krise durch diverse Handelshemmnisse der Trump-Administration beeinträchtigt. Die jetzt möglichen Steigerungsraten der betreffenden Unternehmensgewinne können mögliche Preis- und Zinssteigerungen überkompensieren.
Bereits im November 2020 begannen wir, unsere Engagements in den betreffenden Branchen zu intensivieren. Auch Rohstoffaktien und Edelmetallanlagen sind Profiteure der augenblicklichen Gemengelage. Die noch im vergangenen Jahr favorisierten Wachstumsaktien, insbesondere im Technologiebereich, sind im Vergleich deutlich höher bewertet und leiden unter teils zu hohen Erwartungen der Investoren. Selbst gute Nachrichten führen demzufolge nicht mehr unbedingt zu Kurssteigerungen, ein klares Zeichen eines überkauften Marktes.
Unser Resümee: Die willkommene globale Konjunkturerholung hat zwar zu erwartende Folgen wie steigende Preise, verbunden mit dem Risiko steigender Zinsen. Als Aktienanleger nehmen wir diese Konjunkturphase allerdings zum Anlass, in unserem Portfolio jene Branchen zu verstärken, die Profiteure dieser Entwicklung sind. Wir verharren also nicht in der Depotstruktur, die noch während der Rezession adäquat war, sondern machen unser Portfolio fit für das neue ökonomische Umfeld.
Mit freundlichen Grüßen
Karl-Heinrich Mengel
